Im
Frühling des Jahres 277 A◦R◦E kam der Kronrat von Castileón überein, dass es
höchste Zeit sei, dem Treiben der Piraten ein Ende zu setzen, die sich Anno 274
auf der Insel Tresequís eingenistet hatten. In seltener Einmütigkeit
beschlossen daraufhin die Königliche Admiralität Seiner Majestät Carlos
Fernando I., und die Admiralität der Amerindischen Kronkolonie, gemeinsam
vorzugehen: je ein Geschwader wurde nach der Insel Descanso del Marinero ausgesandt, von wo aus die vereinte Flota
schließlich im Herbst 277 A◦R◦E gegen das Eiland Tresequís vorrückte. Beiden castileonischen
Geschwadern ist je eine Karacke als Truppentransporter zugeordnet. Die Galeonen
sind instruiert, diesen Karacken den Weg freizukämpfen und die Ausschiffung der
Infanterie zu bedecken, damit diese sich der Insel bemächtigen kann.
Zeitgleich
hatten Spione diese Pläne der Albionischen Wagniskauffahrteigilde zugetragen.
Die Königin zu Caerleon dünkte dies eine günstige Gelegenheit, auf Tresequís
das Heft in die Hand zu nehmen. Ohne viel Federlesens wurde eine Flotte
ausgerüstet und dem Kommando des unerfahrenen, aber ehrgeizigen Höfling Sir
Reginald Thurgood übertragen, dem Königin Gloriana im Zuge dessen den Rang
eines Konteradmirals verlieh. Die Merchant Adventurers halfen Tresequís
selbstverständlich nicht aus reiner Nächstenliebe. Die Insel, mittlerweile von
den Piraten erschlossen und befestigt, ist ein ideales Sprungbrett für Handel
nach den amerindischen Gebieten – oder in castileonischer Diktion: Schmuggel und
Piraterie. Thurgood war somit instruiert, zwar die castileonischen Geschwader
abzuschlagen; jedoch sollte dabei die Streitmacht der Republik von Tresequís
tunlichst handlungsunfähig geschlagen werden, damit die Albioner dann
schnellstmöglich – bevor die Piraten Verdacht schöpfen - Ihre auf der Karacke Ark Perilous eingeschifften Fußsoldaten
anlanden und den roten Seelöwen Albions über Tresequís wehen lassen könnten.
Mit
diesen Hintergedanken hatte Sir Reginald eine Patache vorausgeschickt, die
Bewohner der Insel zu warnen. Nichts Gutes ahnend machte also der gewählte
Commodore, Valerie de Val-du-Roi, die wenigen im zur Verfügung stehenden
kampftüchtigen Schiffe seeklar, um sich der castileonischen Übermacht zu
stellen, und ihr das Überleben der Freien Republik von Tresequís abzutrotzen.
Die Übermacht der castileonischen Geschwader war ehrfurchtgebietend, doch
gemeinsam mit den neu gewonnenen Verbündeten aus Albion sollte man ihrer Herr
werden können. Fraglich war nur, inwieweit den Albionern zu trauen sei, gar zu
selbstlos erschien Val-du-Roi ihr Engagement in diesem fernen Winkel der Welt.
Glücklicherweise hatten die Piraten Vorsorge getroffen und auf den
vorgelagerten Inseln maskierte Geschützbatterien angelegt. Allerdings mussten
sich noch rechtzeitig Besatzungen zu Ihnen einschiffen, wollte man dem Gegner
ein paar unliebsame Überraschungen bescheren. Dazu waren die drei Karavellen Zeerower, Caballero Negro und L'Etoile
vorgesehen.
Am
Morgen des [Datum] stellte sich somit die Lage wie folgt dar: bei frischem Wind
aus Nordost drehten die beiden castileonischen Geschwader bei, sobald sie die
Insel und auch das albionische Geschwader in Sicht bekommen hatten, um
Kriegsrat zu halten. Zu ihrem großen Unglück erlag ganz überraschend bei dieser
Gelegenheit Admiral Don Luís Miguel Morcia de Guipuzcoa einem Schlagfluss. Die
beiden Konteradmiräle waren sich uneins, wem denn das Kommando zustünde. So
gelang es dem königlichen Gesandten Don Martín Cuellar de las Piedras Azules,
den Oberbefehl für sich zu beanspruchen. Niemand ahnte, dass Don Martín
insgeheim im Sold der Kompanie Doncker & terMuylen stand, und keineswegs
das Wohl Castileons verfolgte. Dem Interesse dieses undurchsichtigen
zeeländischen Handelshauses eingedenk, gelang es Don Martín, eine Neuaufteilung
der beiden Geschwader zu verhindern, so daß in beiden die schnelleren und
kampftüchtigen Galeonen durch die schwerfälligen Orlogschiffe und Karacken
behindert wurden. Überdies ordnete der königliche Gesandte an, dass sich der
amerindische Verband den Piraten zu widmen habe, während sich der königliche
Verband den Albionern entgegenwerfen sollte. Solchermaßen instruiert lichtete
man Anker, nahm Kurs West-Südwest und geriet prompt im engen Fahrwasser
zwischen den vorgelagerten Inseln miteinander ins Gehege, was Castiĺeón ohne
Zutun eines Gegners die ersten Spieren kostete.
Unterdessen
steuerten die Albioner weiter die Bucht von Tresequís an, mit Kurs Südost. Die
Karacke Ark Perilous hielt dabei hinter der Linie unbeirrt auf die
Hauptinsel zu. Den schnellen albionischen Galeonen gelang es, sich wie ein
Riegel über die Ausfahrt aus der Inselpassage zu legen, und die königlich
castileonischen Galeonen mit dröhnenden Breitseiten zu empfangen. Es entspann
sich ein mörderisches Gefecht auf kurze Distanz. Durch einen glücklichen
Treffer ins Pulvermagazin flog das albionische Flaggschiff in die Luft, doch
gelang es den durch die Blessuren im Eröffnungstreffen geschwächten
Castileonern nicht mehr, das Heft in die Hand zu nehmen: eine königliche
Galeone nach der anderen musste vor den unerbittlichen Kanonen Albions
schließlich zu Grunde gehen oder das Weite suchen.
Dem
amerindischen Geschwader der castileonischen Flotte erging es nur wenig besser.
Zwar entgingen seine Schiffe größtelteils dem albionischen Feuer, da sie an zweiterv
Stelle durch die Inselpassage gingen. Doch fielen sie einer Falle zum Opfer,
die die Piraten im letzten Augenblick zuschnappen ließen: auf einem kleinen
Inselchen, eigentlich nicht mehr als eine Sandbank, hatten sie in weiser
Voraussicht eine maskierte Batterie verborgen. Diese war am Morgen noch
unbesetzt, doch der beherzte Vorstoß dreier Karavellen unter der Führung von
Meester Lennaert tenHolt auf der Zeerower trug Früchte: arg
zusammengeschossen langten sie auf dem Sand an, stürmten zur Batterie, und
bohrten gleich mit der zweiten Salve das Orlogschiff Gran Princesa de los
Cielos in den Grund, die bereits durch eine Kollision angeschlagen war.
Auch die Galeone Heroé hatte schwer zu schlucken am Feuer dieser
Batterie, und drehte nach der Passage angesichts der kaum geschwächten
albionischen Schiffe ab, um sich auf die offene See zu retten.
Ungehindert
war es derweil allerdings der Galeone Buenaventura und der Karacke Conquistador
gelungen, über eine Untiefe zwischen den
Sänden vorzustoßen, und direkten Kurz auf die Siedlung der Piraten zu
nehmen. Zwar musste die Buenaventura arg Federn lassen im Treffen mit
der Schnellen Galeone Firedrake, doch gelang es der Conquistador, trotz
Abwehrfeuer aus der zweiten versteckten Batterie die eingeschiffte Infanterie
anzulanden. Allerdings steht diese nun unter dem formalen Oberbefehl des
verräterischen Kronrates Don Martín.
So
stellt sich die Gefechtslage am späten Nachmittg dar: die albionischen Truppen
sind im Westen von Tresequís angelandet, und konnten dort sicher Fuß fassen.
Das königliche Kontingent der castileonischen Infanterie hat sich am Strand vor
der Siedlung verschanzt. Über die Bucht verteilt finden sich die mehr oder minder manövrierfähigen und
kampftüchtigen Schiffe der Pirtane und der Albioner, ebensoi wie eine Menge
Wracks voller stinkwütender Castileoner. Der kommende Tag verspricht
interessant zu werden...
Die
Seeschlacht jedenfalls sollte als da erste bewaffnete Treffen des
Castileonisch-Albionischen Krieges in die Geschichte eingehen.
Mein
Dank gilt den tüchtigen Admirälen. Ich hoffe, sie sehen es mir nach, dass ich
mir ein paar Freiheiten damit genommen habe, wie die Schiffe im Einzelnen aus
der Schlacht gekommen sind. So kann ich es besser in meine Weltgeschichte
einbauen.
Gero
– Don Joaquín Solís
Knut – Valerie de
Val-du-Roi
Frank – Sir
Reginald Thurgood
Arne
– Don Felipe Obregón
Die
Schiffe sind allesamt von Valiant Enterprises, und im vorigen Posting im Einzelnen zu sehen.
Gespielt
wurde nach dem Regelwerk 'Spanish Fury! Sail' von Perfect Captain, in leichter
Abwandlung: ich habe die Artillerietabelle verschärft, um das Spiel schneller
und brutaler zu machen, und abzubilden, dass bronzene Kanonen im
Renacimiento-Hintergrund weiter entwickelt sind, als sie es zu Drakes und
Frobishers Zeit waren.
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